Tag 2

Der Tag begrüßt mich mit Schäfchenwolken und Hahnengeschrei. Lecker Frühstück mit Kaffee, irgendwie scheinen die anderen Gäste um 8 Uhr noch alle zu schlafen. Immerhin erscheint ein Pärchen als ich fertig bin und aufsattle. Moppi geweckt, vom Hinterradständer runter, selbigen gesichert und ins Freie geschoben. Jetzt folgt die morgendliche Startprozedur, das ist manchmal schon Filmreif wenn so eine satte Fehlzündung kommt. Hahn auf, Zündung etwas zurück, Luft zu, 3 sec. Tippen (das ist wie ein Choke, man lässt die Schwimmerkammer etwas voller laufen), 2 x vortreten, Zündung an, 2 x kicken und sie läuft, wenn auch etwas unruhig, weil ihr noch kalt ist. Also die neue Iridiumkerze hat schon ein wesentlich besseres Startverhalten als die Standardkerze. Nach 100m Luft langsam öffnen und der Lauf wird schon ruhiger. Nach ein paar Dutzend km Bundesstraße mag ich diese nicht mehr, ständig rasen die Einheimischen an mir vorbei und ich bin nur am aufpassen und habe gar keine Zeit für die schöne Landschaft. Also runter von der Bundesstraße und über die Dorfstraßen grob in meine Zielrichtung gefahren. Wenn es euch nicht auf die Zeit ankommt, kann ich eine solche „Kompassfahrt“ nur empfehlen. Ich habe zwar nicht viele km geschafft, aber wirklich selten schöne Ecken gefunden. Einen von Gestrüpp überwucherten Leiterwagen, die im Erdboden zur Hälfte versunkene Scheune, welche anscheinend noch als Lager genutzt wird. Die Dörfchen sehen teilweise wie hundert Jahre alt aus. Fachwerk, Lehmgeputzt, Strohgedeckt mit Moos drauf, dicht an dicht.

Alle halbe Stunde versuchen einzelne Regentropfen aus dem mittlerweile zugezogenen Himmel mich zum anhalten zu bewegen aber bis zur Kaffeepause in Buxtehude bleibe ich im Sattel und hier treffe ich Jürgen mit seiner BDG 250 L von 1954. Kaum steht der Kaffee auf dem Tisch, kommt die Flut von oben, Glück gehabt.

So sitzen wir drinnen und bedauern unsere Moppis da draußen. So schnell wie die Wolke kam ist sie auch schon weg. Lederjacke an, bezahlt und raus, Moppi trösten. Hoffentlich springt sie jetzt noch an. Luft zu, Zündung etwas später und ohne vortreten „kick“, sie läuft! Jürgen seine auch! Beim Gas öffnen sterben beide Moppis wie auf Kommando ab, anscheinend zu mager, also Zündung aus, 3 sec. Tippen, 3 x vortreten, Luft etwas auf, Zündung an und nach dem 3. Kick kommt sie doch noch. Luft noch etwas auf und los geht’s. Wenn Jürgen, mein persönlicher Guide, vor mir fährt, hört sich das an wie ein Trecker – BAMM-BAMM-BAMM. So laut war ich nie, oder doch? Nach Sachen abladen in der Pension Janina (sehr hübsche Zimmer), geht es gleich weiter zu Jürgens Hausstrecke an der Elbe lang. Süße Kürvchen dicht an dicht, so dass ich aus dem 2. Gang gar nicht raus komme, an den Rändern alte Fachwerkhäuser liebevoll restauriert und bunt angemalt. Zum Feierabend noch ein Systemcheck, das muss schon sein, die Iridiumkerze hatte ich unterwegs wieder gegen die alte Bosch getauscht (bei Vollgas fing es im Antrieb an zu klappern, vielleicht ist die Verbrennung zu gut und es bleibt nicht genug Öl für die Schmierung übrig? Keine Ahnung). Das Kupplungsspiel ist schon wieder an der Grenze, Mist. Erstmal wieder nachstellen und sparsam Kuppeln. Da werde ich diese wohl zerlegen müssen, anscheinend hat sich der Druckstift irgendwie mit dem Drucknagel verbunden, und überträgt die Drehbewegung auf die Einstellschraube, welche dadurch abgeschliffen wird. (Das soll sich dann auch zu Hause bestätigen).

Na dann, Gute Nacht.