Na ja, eigentlich nicht genau da, sondern in Agathenburg dicht daneben. Aber klingt doch gut, oder? Jürgen, mit dem ich seit einem Weilchen via Internet verschiedene technische Fragen zu unseren geliebten Triumph Moppis kläre, kam auf die Idee uns zu treffen. Als Rahmen wurde ein kleines Oldtimertreffen auf Agathenburg auserkoren. Zimmer im Nachbarort Horneburg klargemacht, meinem Chef zwei Urlaubstage abgerungen, meiner lieben Frau die Obhut des Nachwuchses aufgetragen, den 2 Liter Reservekanister mit 2-Taktöl gefüllt, bei 1:20 Gemisch wird das auch gebraucht, und los geht’s:

Tag 1

Donnerstag früh, 8 Uhr sitze ich startklar auf der frisch geputzten Triumph BDG 250. Gestern noch Öl geschaut, Achsen geschmiert und Vaters Uraltmini Koffer aus Pappe aufgeschnallt, ich glaube damit bin ich als Stippi schon verreist. Von Sonne keine Spur, dicker Hochnebel liegt über Berlin. Erstmal nach Süden, raus aus der Stadt, aber dank etlicher Baustellen, Umleitungen und dem Pendlerverkehr dauert das schon mal eine Stunde. Über kleine Dorfstraßen geht es von Königs Wusterhausen nach Zossen. Die meisten Dörfer liegen still und ruhig in der Landschaft. Vorbei an Melonenfeldern bei Beelitz schaut mir am Straßenrand ein 2 Meter großer Vogel nach, eine Straußenfarm im Wald. Unterwegs hat man ständig ein Ohr am Motor. Ist ihm zu heiß? Hat er zu viel Luft? Muss die Zündung zurückgenommen werden? So wird das nie langweilig. Inzwischen heizt die Sonne bereits die Luft auf nachdem sie den Hochnebel vertrieben hat. Das Hasenbrot meiner Frau hab ich am Feldrand gegessen.

Im Dorf Jericho halte ich zwecks Kaffee und Kuchen, Stachelbeerkuchen mit Baiser darauf – selbst gebacken, lecker. Je weiter es von Berlin nach NW geht, umso mehr Fahrradtouristen sind unterwegs, das scheint eine beliebte Gegend zu sein. Ab Tangermünde ist die Bundesstraße 189 nur ein gerades Asphaltband, wo ich nur Gas geben möchte, also Gas auf, Zündung etwas auf Spät, Luftdrossel ein bisschen zu und der Motor schnurrt regelrecht bis fast 90 Sachen-sagenhaft für so ein altes Teil, welche im Neuzustand aufrecht sitzend mit 93 getestet wurde, vor 60 Jahren! Ab Wittenberge (nicht die Lutherstadt) geht es auf die 195, welche wieder schön durch Wälder und Dörfer und etliche kleine Brückchen führt. Jetzt wird es langsam Zeit für ein Nachtquartier. In Cumlose findet sich in einem der vielen Landgasthöfe ein Bett für mich und eine Garage für mein Schätzchen. Eingecheckt, ausgepackt und noch schnell ein Eis in der nahe gelegenen Burg Lenzen, mit Berg und Aussicht, genossen. Zum Feierabend noch die Zündung und die Kupplungsschraube überprüft. Die alte Bosch Kerze hat ein schönes Kerzenbild, gar nicht so schwarz wie sonst, morgen werde ich mal die Iridiumkerze ausprobieren. In der Lichtmaschine findet sich etwas Öl, da scheint der rechte Kurbelwellendichtring nicht ganz dicht zu sein, und die Einstellschraube der Kupplung wird erneuert, das wollte ich ohnehin noch machen. Das Baby noch mal gestreichelt, ein Alster zur Nacht genehmigt und, nach 340 km, noch Duschen und ins Bett. Morgen wird es spannend, wie ich unter Hamburg durch finde.

Gute Nacht.