Samstag 1.9.2007

Wabernd hängt dichter Nebel am Ufer der Weser als wir den ersten Blick aus dem Fenster werfen. Im Spiegelbild zur Einrichtung der Pension fällt auch das Frühstück aus. Eine Scheibe Wurst, eine Scheibe Käse und abgezählte Brötchen, das war es.

So „reichhaltig“ gestärkt schwingen wir uns auf die Mopeds und fahren hinüber zum Treffpunkt den Supermarktparkplatz. Der Nebel hat sich inzwischen schon fast verzogen, aber des Wetter bleibt feucht und deshalb streifen sich die Meisten die „Regenpelle“ über. Der Start verzögert sich noch, da sich Steffen in seine „Trumpf“ vor der Tankstelle noch ein neues Muster in den Seitendeckel fahren musste. Nun versucht er auf die Schnelle den Blinker wieder an das Moped zu tütteln. Doch jetzt geht’s los und heute sind wir auch noch ein Paar mehr da uns Michas Bruder und seine Freunde begleiten. Das macht die Fahrt aber nicht leichter und fordert höchste Aufmerksamkeit von allen Kradisten. Um allen Bikern sicher den Weg zu weisen sperren u. a. Michas Freund Markus und sein Neffe Tobias die Kreuzungen. Tobias fährt eine etwas untermotorisierte Suzuki GSX-R 1000 mit nicht einmal 180 Pferden. Das dieses schlappe Fahrrad mit Hilfsmotor trotzdem ausbricht muss wohl am winzigen 190er Pneu liegen das so viel Profil wie der Guido Westerwelle hat. Bei der nassen Fahrbahn habe ich ein besseres Gefühl von Klaudia überholt zu werden. Nicht nur weil sie übersichtlicher fährt, sondern weil sie im Notfall wie ich mit meiner Triumph auf ABS vertrauen kann. Ich kann nur jedem Biker empfehlen mal ein Motorrad mit ABS gerade auf nasser Fahrbahn Probe zu fahren und dann mal eine Vollbremsung einzuleiten. Eine Erfahrung die zum Kaufargument bei der nächsten Maschine wird. Genug der Philosophie, konzentrieren wir uns weiter auf die Fahrt über so wunderschöne Orte mit klangvollen Namen wie Würgassen, Lauenförde und Beverungen. Und warum heißt der letzte Ort so? Weil hier das Flüsschen Bever neben unserer traumhaften Straße entlang fließt. Nee…, wir sind doch im Weserbergland und deshalb heißt das Flüßchen „Weser“. Über kleinste Straßen werden wir geführt, dies ist aber kein Nachteil, denn hier ist weniger Verkehr und man konzentriert sich aufs Wesentliche.

Nach knapp 50 km ist es mit Konzentration wohl schon vorüber. Wir erreichen gerade Buke und rollen an die rot werdende Ampel heran. Von rechts kommt schwungvoll ein Postbote mit seiner Kutsche die Einfahrt herunter und bleibt auch stehen als er uns sieht, doch zwei, drei Harzer Freunde halten Blickkontakt mit den Postboten und sehen nicht das der Vordermann schon angehalten hat.

„Krawumm“, schon hat die Goldwing-Trike die Transalp von Michas Bruder Gernot begraben. Gernot kann sich mit einem gekonnten Sprung auf die Seite retten und bleibt „Gott sei dank“ unverletzt. Jetzt bricht Unruhe in der Gruppe aus. Die Einen helfen Mensch und Maschine auf, die Andern stoppen die voraus fahrenden Touren- Scouts. Kurze Zigarettenpause um den Schreck zu verarbeiten. Aber eins ist klar: „Schuld hatte der Postkutscher!“ Bis zur geplanten Pause war es gar nicht mehr weit und so geht es auch gleich weiter. In der Ortseinfahrt Altenbeken formt sich Michas Freund Markus die Halbschale seiner Bandit um, aber auch ihm passiert nichts. Nur warum opfert er immer wenn wir ihn besuchen kommen sein Moped?

Ist das hier Sitte oder ein Ritual ein Moped zum Empfang der Gäste in den Dreck zu werfen? Am Viadukt ist dann wirklich Pause, die Mopeds werden auf Seiten- und Hauptständern abgestellt, nicht auf die Seiten geschmissen. Auf dem Parkplatz warten belegte Brötchen und Kaffee auf uns, auch das von Peggy und Micha vorbereitet.

Für die Meisten war die Pause bitter nötig, doch ich fühl mich in so einer großen Gruppe immer ein bisschen eingeengt und benötige noch ein paar Minuten allein mit dem Motorrad und der schönen Umgebung. Schnell noch getankt und mit Vollgas geht es vorbei am Parkplatz in die Kurven der unmittelbaren Umgebung. Doch irgendwie macht das nicht so richtig Freude, da die Straße zu nass ist um sich in den Kurven die Fußrasten zu kürzen.

Zurück am Parkplatz kribbelt es auch Klaudia in den Fingern mal die GSX-R 1000 von Tobi Probe zu fahren. Der willigt auch ein und schon fliegt eine Suzi mit blonder Mähne an uns vorbei, fährt Landstraßen rauf und runter. Sichtlich beeindruckt von diesem Höllenbike und mit weichen Knien kehrt Klaudia auf den „Bikers-Point“ zurück.

Inzwischen wird die geopferte Bandit von Markus auf einen Autoanhänger zum Abtransport geladen. Schnell schnappe ich mir noch ein belegtes Brötchen bevor ich mit Torsten für ein Actionfoto zurück nach Altenbeken fahre. Dort steht eine alte Dampflok die zum Gruppenfoto einlädt. Torsten baut seine Kamera auf und wartet auf das Verfolgerfeld. Gespannt hockt er hinter seiner Fotomaschine als sich Motorgeräusche nähern. Doch an diesem Tag ist einfach mal der Wurm drin. Statt vor das Objektiv zu fahren bleiben die Jungs und Mädels viel zu früh stehen oder fahren ganz vorbei.

Pechsträhne hin oder her, nun aber das Foto an der Dampflokomotive klappt und unser Harzer Freund Markus posiert auch noch einmal extra und ganz alleine vor der Dampflok. Sieht auch nicht schlecht aus, haben die Lok und Markus etwa die gleiche Größe. Verlassen wir Altenbeken und damit den kleinen Streifschuss am Naturpark Eggegebirge und südlichen Teutoburger Wald. Über Langeland, Merlsheim geht es Richtung Dunkelheit. Nicht weil es schon so spät ist, sondern weil Petrus es so will.

In Marienmünster ist dann alles vorbei, nun gießt es in Strömen. Zeit die Grund- und Hauptschule zu besuchen. Nein, nicht um auf die schnelle noch den Schulabschluss zu machen, dass ist eh zu spät, sondern um sich unter dem Vordach der Schule vor dem Kübelregen zu schützen. Während die Handschuhe am warmen Motor trocknen wird allen klar heute geht es einfach nicht weiter.

Auch wenn der Regen inzwischen etwas wärmer geworden ist müssen wir uns das nicht weiter antun und brechen die Tour ab und treten den Rückweg nach Bad Karlshafen an.


In der Pension haben wir uns frisch gemacht und sind stadtfein. Torsten ist schon mit Micha und Peggy los um die Party für den Abend vorzubereiten. Da noch Zeit ist gehen Ramona, Kathi und ich noch einen Kaffee beim Italiener mit Ausblick auf die Weser schlürfen. Der will aber nicht so recht schmecken und ich gestehe es dem Kellner, da meine Tasse nicht leer geworden ist. Auch ein zweiter Versuch mit neuer Milch kann mich nicht überzeugen.

Am alten Hafen treffen wir zur verabredeten Zeit alle anderen Biker wieder. Da alle schon ganz aufgeregt sind machen wir uns gleich auf dem Weg zur alten Turnhalle wo heute die Party steigen soll. Nach kurzem Fußmarsch angekommen empfängt uns Torsten und bittet noch um etwas Geduld um die letzen Vorbereitungen abzuschließen. So bleibt Zeit im Gespräch den Tag Revue passieren zu lassen, und den Sonnenuntergang zu genießen.

Endlich ist es so weit, wir dürfen die liebevoll vorbereitete Halle betreten. Als der letzte Platz genommen hat beginnt Klaudia mit der Eröffnungsrede, bedangt sich im Namen aller Krodo- Biker mit einer Kaffeetasse für alle Berliner BDC- Biker, die wurde mit dem Logo beider Stammtische extra gefertigt.

Die nächsten Minuten werden sehr ergreifend, dass ist zu spüren als Andres das Wort übernimmt. Er bedankt sich bei den Krodos für das tolle Geschenk und das sie so zahlreich erschienen sind. Viele schöne Erinnerungen an schöne Touren und mehr um-malt Andreas mit zittriger Stimme. Rührungen die nicht nur Andreas ein Tränchen verdrücken lässt. Er versucht keinen in seiner Rede zu vergessen, auch die heute leider nicht Anwesenden, wie z.B. Sabine oder Herkules. Die einen bereicherten mit Ideen, die anderen nicht Aktionen jede Tour für sich. Jeder hat seinen nicht unerheblichen Teil zu dieser 5 jährigen Geschichte beigetragen und ist Teil der Geschichte. Und wie sollte Andreas seine Rede beenden als mit den Worten: „Es war mir eine Ehre mit euch fahren zu dürfen!“ Nun ist Torsten an der Reihe. Fast unerwartet entpuppt er sich als großer Showmaster und belustigt die Menge mit selbstironischen Sprüchen und Überraschungen.

So ist Andreas völlig überrascht einen Pokal für den so wörtlich „Best Guide of the BDC“ überreicht zu bekommen. Doch Torsten hat vorgesorgt und möchte für nächstes Jahr einen zweiten Pokal einfordern für: „the best fotograf“.
Auch Micha hat noch zwei Worte für uns bevor dann sein Bruder den Film mit der Bikerhymne „Du hast die Haare schön!“ auf die Leinwand wirf. Die Party ist eröffnet und alle sind sehr Textsicher am schunkeln. Na dieser Anstrengung haben sich alle eine Stärkung verdient und so wird das Buffet eröffnet. Lecker Essen und Trinken stehen bereit.

Je später der Abend und ein paar Gläser Wein wird die Stimmung gelöster. Da kommen sich die einen oder andern näher und fangen bald an Händchen zu halten oder kuscheln. Tanzen und ein paar lustige Spiele heitern die Party noch weiter auf. Peggy ersteigert einen Tanz mit Stripp mit Michas Neffen Tobias. Na, wenn das nichts ist! So geht ein schöner Abend für einen würdigen Anlass in die Nacht…