Montag 04.Juni 2007
Lothar ist und bleibt ein „Antreiber“, drängelt obwohl das Wetter bescheiden ist. „Wo fahren wir denn heute hin?“ Aber so ist es auch richtig! Wir sind zum Moped fahren hier, da können uns ein paar Regenwolken nicht von abbringen. Anne, Moni und Andi wollen heute aber einen motorradfreien Tag einlegen. Sie leihen sich von Hermann die immer zur Verfügung stehenden Fahrräder. So ganz ohne zwei Räder geht’s dann doch nicht…
Nach kurzer Beratung beschließen wir, auf Empfehlung von Hermann, ins „Lesachtal“ zu fahren. Über Hermagor geht es immer geradeaus, die B111, nach Kötschach. Hinter der kleinen Stadt wird die Straße immer spannender zu fahren. Eine gut ausgebaute Straße, mit herrlich schönen Kurven. Das wäre auch etwas fürs Fotoalbum. Einige Kurven weiter ist eine passende Stelle gefunden, Kathi und Sylvia können sich nun mit der Kamera postieren. Schöne Filmaufnahmen mit Sylvias high-tech-Kamera wäre bestimmt nicht verkehrt. Lothar möchte sich nicht an dieser „Darbietung“ aktiv beteiligen. Er kommentiert lieber meine gefahrenen Kurven im Hintergrund. So haben wir alle unseren Spaß. Gut, ich vielleicht den meisten. Nicht nur das ich mich jetzt ganz nach meinem Geschmack an der perfekten Kurve versuchen kann, nein, zusätzlich bekomme ich noch schicke Fotos und Filme davon. Schon die Kurve mit 70-80 km/h anbremsen, runterschalten, bis in den 2. Gang und dann wieder heraus beschleunigen… Aber jetzt bin ich gespannt auf die Bilder. Kathi hat mit dem Serienmodus der Kamera gute Szenen eingefangen. Aber Sylvia ? Der Ton gut, aber das Bild völlig unscharf. Ach Sylvia, ich bin doch keine Blume! Nicht die Kamera auf Makro stellen ;o) Aber nicht so schlimm, ich mache gerne noch mal das Motiv.
Weiter geht’s, auf den so schönen Gailbergsattel runter nach Oberdrauburg. Und nun muss ich mich wundern, denn stand da nicht gerade ein Hinweisschild Richtung Großglockner? Jetzt muss ich einen Blick auf die Karte werfen. Tatsächlich, falsch abgefahren. Wir hätten doch in Kötschach Richtung Mauthen abbiegen müssen. Nur wären wir dann nicht den schönen Gailbergsattel gefahren. Wie kommen wir jetzt ins Lesachtal? Zurück über den Gailberg ? Wäre nicht schlecht, aber sehr weit! Also fahren wir von hinten in das Tal. Dazu müssen wir durch die Stadt Lienz. Die Stadt Lienz zu fahren ist am heutigen Tag wahrlich kein Vergnügen. Wie immer viel zu voll und subtropisch warm. Auch die B 100 macht keine Freude, wenn man von geisteskranken Autofahrern geschnitten wird. Warum stehen wohl Überholverbotsschilder in der Kurve, an der Bergkuppe? Zeit für eine Jause die Lothar bestimmt schon erwartet. Doch trotz hübscher Landschaft fehlen die passenden „hübschen“ Menschen. Weder die Biker die neben uns Pause machen sind appetitlich, noch die Jause reißt einen vom Hocker. Aber auch der Opa mit seinen zwei verschieden farbigen Socken macht uns die Weiterfahrt leichter.
Also fahren wir weiter nach Maria-Luggau. In der Lichtkapelle entzünden wir erstmal ein Licht um in der Kirche für eine gute Heimfahrt und besseres Wetter (denn es hat begonnen zu regnen) zu beten. Sylvia würde gerne die Klosterbrüder kennen lernen und vielleicht ergibt sich dadurch eine Übernachtungsmöglichkeit für sie.
Bei der Weiterfahrt stellen wir fest, dass die Straßen im Lesachtal wunderschön gelegen, aber in unterschiedlich gutem Ausbauzustand sind. So folgt auf eine gut ausgebaute Grade eine 90º Kurve mit anschließendem buckligen Belag. Aber was soll passieren, wir haben eine Kerze angezündet und fahren mit Gottes Segen. Zum Beweis reißt der Himmel wieder auf und die Straße trocknet ab. Das gibt mir Mut für einen neuen Versuch ein schönes Stück Film beim Motorrad zu drehen. „Film ab Sylvie!“ Ja der Ton ist gut, aber wo ist das Moped? Bevor es in die Pension zurückgeht, müssen wir in Hermagor bei Hofer noch einen Stopp einlegen, um die Zutaten fürs Abendbrot einzukaufen. Doch es fängt schon wieder einmal zu tröpfeln an. So beschließen wir in unserem Lieblingscafe einzukehren um uns ein Stück Torte und einen Kaffee zu gönnen. Das haben wir uns verdient. Nachdem wir die Torte aufgefuttert und den Kaffee geschlürft haben treffen wir auch unsere müden Biker auf ihren Fahrrädern. So klein ist Hermagor. Nun aber zu Hofer, bevor noch einer verhungert. Rein zu Hofer, zuschlagen, runter vom Hofer. Nach Hause, denke ich gerade, als vor mir ein Geländewagen abbiegt und hinter diesem eine junge Frau selbstsicher die Strasse über den Zebrastreifen betritt. Überrascht, da ich die Frau vorher nicht sah werfe ich die Anker und komme noch rechtzeitig zum stehen, als ich ein schabendes Geräusch höre. In diesem Moment schießt Lothar und Silvia mit ihrer BMW, fast auf dem Zahnfleisch robbend, rechts an der Bordsteinkante schleifend an uns vorbei und kommt gerade noch rechtzeitig auf der regennassen Fahrbahn zum stehen. Die junge Frau völlig verständnislos, zieht unbeschadet mit schüttelndem Kopf von dannen. Gut, mit ABS wäre das nicht passiert, aber muss man so selbstverständlich die Straße überqueren? Lothars Gesichtsfarbe unterschied sich jedenfalls in diesem Augenblick nicht wirklich von der weißen Lackierung seines Helmes. Nun treffen sich die Biker wieder, mit und ohne Motor. Lothar geht bei einem Pflaumenschnaps noch mal die Strecke durch und den Schreck des vermiedenen Sturzes, bevor es endlich „Spaghetti alla Andi“ gibt. Mit einer schönen Partie „UNO“ am Kamin können wir auch diesen Tag gelungen zu Ende bringen.
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