Freitag 31.08.2007

Wie so oft, treffen wir uns auch heute am ATU-Glienickerweg, 9.00Uhr. Nicht alle sind Punkt 9.00 Uhr da. Gut, das ist immer eingeplant. Peggy und Micha nehmen Kathi und mich in Empfang. Kurz darauf folgen auch schon Steffen und Petra mit Olaf. Mit Tatütata fährt die deutsche Volkspolizei mit „Pension Sachsenruh“ an der Anhängerkupplung an uns vorbei.

Inzwischen treffen auch Ramona und Torsten ein. Nun Christiane fehlt noch und das macht mir schon langsam Sorgen. Für dieses Wochenende hat sie sich extra ein Moped gemietet um dabei sein zu können. Vor ca. zwei Jahren musste sie sich von ihrer BMW trennen und ist seit dem nicht mehr gefahren. Wo bleibt sie nur? Hoffentlich ist ihr nichts passiert! Es klingelt das Handy, Christiane ist dran und erklärt, dass sie sich leider doch verfahren hat und bittet um etwas Geduld. „Kein Problem! Wir fahren nicht ohne dich!“ erkläre ich ihr und beschreibe nochmals die Anfahrt zum Treffpunkt. Christiane ist aber nicht die Einzige die noch fehlt. Andreas muss mit seiner Kerstin wegen dienstlichen Verpflichtungen später nachkommen. Jürgen hat noch mehr Pech, seine „Pan“ ist ihm die letzten Tage immer wieder ausgegangen und steht nun noch immer bei Honda, die aber finden den Fehler nicht. Schade, Jürgen und Sabine werden uns fehlen! Nun ist Christiane eingetroffen und so kann es auf die Autobahn gehen. Das Wetter gibt uns noch Rätsel auf, denn es ist bedeckt aber regnet nicht. Darum bleiben die Regenklamotten erst einmal im Koffer. Auf der Autobahn merkt man aber wie unangenehm es heute ist. Man wünscht sich mehr Sonne für höhere Temperaturen und weniger Wind zum entspannten Kilometer fressen. Der Wind macht besonders Christiane zu schaffen. Sie liegt hinter der kleinen Verkleidung, kauert im Wind und hat auf gerader Strecke eine Schräglage wie Valentino Rossi in der Kurve.

Auf etwa der Hälfte der Autobahnstrecke hält Micha auf einem Autohof an um zu verschnaufen. Die Einen suchen das WC auf und ich hole mir einen Hamburger zur Stärkung. Da die ersten Tropfen vom Himmel fallen werden die ersten Regenpellen übergezogen. Nachdem Christiane fertig ist fällt ihr ein, dass sie tanken muss.

Der zweite Halt, wieder eine Tankstelle, wir haben die Autobahn schon verlassen und nur wenige Kilometer trennen uns noch von unseren Harzer Freunden, den Krodo-Bikern. Micha nimmt schon Kontakt zu ihnen auf und gibt Bericht über unsere aktuelle Lage. Diese Lage sieht wie folgt aus. Mensch und Maschine wohlauf und werden gerade gefüttert. Aufsatteln und weiter geht es über Halberstadt und Wernigerode. Zwei, drei Kurven später ist der nächste Treffpunkt erreicht: Hotel Kammerkrug in Bad Harzburg. Merkwürdig ist nur, die Mopeds der Krodos stehen vor dem Hotel, nur die Biker sind nicht zu sehen. Weder auf dem Parkplatz, noch in der Stube sieht man ein bekanntes Gesicht.

Einmal um das Haus geschlichen und siehe da, da sitzen sie alle. Ein großes Hallo, Händeschütteln und Schulter klopfen. Uta und Peter sind auch da, haben sie zuvor schon ein paar Tage Urlaub im Harz gemacht. Für uns hält man auch schon einen Kaffee bereit, den wir jetzt auch gerne annehmen. Es wird geschnattert ohne Ende und fast vergessen warum wir uns heute treffen. Doch Klaudia macht dem ein Ende und fordert alle auf sich zum Parkplatz zu bequemen. Dort wartet Torsten auf uns um vor der großen Fahrt noch ein Gruppenfoto zu machen.

Nun machen sich knapp 20 Handgasaffen mit und ohne Sozia auf und verlassen deutlich hörbar Bad Harzburg. Doch kaum in Fahrt und die ersten kleinen Kurven an der Oker kommt der Tross zum erliegen. An der Talsperre wird durchgezählt während uns Markus mit Musik aus seinem Radio unterhält und die Ersten zum Tanz einhaken.

In diesem Tempo bis kurz davor die Erdgravitation zu verlassen, los, zwei Kurven, Stopp, tanken, Pullerpause, Zigarettenpause, einkaufen, Gassi gehen, Kette spannen, Ölwechsel usw., erreichen wir erst Uslar und dann Bad Karlshafen noch vor Sonnenuntergang. Nun müssen überfallartig und für einen Kurort angemessen die Einwohner und Kurgäste im Viertakt-Motorensound begrüßt werden. Und wenn die BMW von Dietmar noch nicht laut genug ist, wird die nachträglich eingebaute Alarmanlage schon für genügend Aufmerksamkeit sorgen. Was die Kradistenseele den charakteristischen Soundtrack seines Motors zum überleben des mitteleuropäischen Winters braucht, wird heute jedem Eingeborenen und Kassenpatienten Bad Karlshafens als akustische Gedächtnisstützen in die Hirnrinde geklopft. Kreuz und quer geht es durch den bis kürzlich noch beschaulichen Ort der Ruhe der Dauercamper. Zerhackte Schallwellensalven, wie Geburtswehen heraus gepresst bekommt auch der Nachbar der Jugendherberge unters Schädeldach. Aber Stopp! Das ist doch gar nicht die Jugendherberge! „Auf der Stelle drehen!“ ruft einer aus der Menge. Schon gibt es die ersten Biker die das sehr wörtlich nehmen und ihre „Klappersacki“ auf den Seitenständer drehen und auf die Seite schmeißen. Da dieses von Nachbars Zaune beobachtet wird kann das Moped nicht im Boden verscharrt werden und muss an der Jugendherberge entsorgt werden. Nun trennen sich vorerst die Wege und zusammen mit Ramona und Torsten suchen wir unser Quartier auf. Schnell ist die Pension Hoffmann gefunden und eine alte Dame, schon aus dem Fenster winkend, nimmt uns in Empfang. Auch unsere Mopeds bekommen einen Extraplatz zugewiesen. Das Haus selbst erzählt Geschichten einer lange vergangenen Jugend. Die Wände im Treppenhaus sind reich verziert mit Tellern und anderem Wandschmuck auf denen viele schlaue Lebensweisheiten eingebrannt sind. Unsere Zimmer unter dem Dach haben auch schon lange keine Renovierung mehr gesehen. Kurz gesagt, die Übernachtung entspricht genau unseren Vorstellungen.

Nachdem wir uns eingerichtet haben und etwas für unsere Körperhygiene getan haben machen wir uns auf dem Weg zum „Kaiser Wilhelm“. Das ist die Schnitzelstube die uns heute Abend bekochen und unterhalten soll. Peggy & Micha waren liebevoll bis ins Detail und haben organisiert, sowie reserviert. So werden uns passend für alle Biker Tische zugewiesen.

Nach und nach treffen auch die letzten Biker ein und im nu stehen Getränke und Essen auf dem Tisch. Die wenigen Kellnerinnen haben scheinbar keine Mühe mit so einer großen Meute fertig zu werden. Steffen hat scheinbar den größten Hunger und verteidigt mit allen Mitteln seinen Teller. Mit einen gefüllten Magen und ein paar Bier wird die Stimmung immer gelöster. Zur Überraschung treffen spät, aber nicht zu spät Sabine und Jürgen doch noch ein. Nun hatte es die Honda-Werkstatt doch geschafft seine „Pan“ zu reanimieren.

Während alle schon so am singen und schunkeln sind (mit einigen Auffälligkeiten) treffen auch endlich Kerstin & Andreas ein. Sie sind völlig erledigt von der Fahrt im Regen und in der Dunkelheit, durchgefroren und feucht im Schuh und Schritt.

Der Abend sollte noch sehr lang werden…