Samstag 02. Juni 2007

Die Mopeds schlafen noch in der Garage als wir uns zum gemeinsamen Frühstück einfinden. Andi scheint noch ein wenig verkatert vom letzten Abend zu sein. Nur Lothar möchte schon wissen wo es heute hingehen soll. Äußert aber auch Bedenken hinsichtlich des Wetters. „Gut, lasst es uns probieren“ sag ich, „aber der Naßfeldpass nach Italien ist ein Versuch wert.“

Der Himmel ist heute ziemlich bedeckt und an den Bergen türmen sich dunkle Wolken auf. Egal meint Lothar, aber erst einmal „100%“ tanken. Gemeint ist der Superplus-Kraftstoff, der kostet ist in Österreich ungefähr soviel wie bei uns das Superbenzin. Das gönnt Lothi seiner Süßen in den Bergen schon. Auf geht’s , 100% rein und raus auf die Bundesstrasse 111 Richtung Plöckenpass. Aber halt, am Himmel braut sich in dieser Richtung ordentlich etwas zusammen und ich entschließe mich erst einmal auf den Nassfeldpass zu fahren. Vorher halten wir kurz hinter Hermagor an und schlüpfen in unsere Regensachen.

Ein paar Pferde auf einer angrenzenden Weide beobachten uns Stadtmenschen und genießen einige Streicheleinheiten. Die Kurven hier sind mir bestens vertraut, so das ich Kathi zeige was so in der Triumph steckt. Ich möchte schöne Photos von den anderen machen, und fahre ein Stück vor und suche eine geeignete Kurve. Jetzt muss es schnell gehen, denn es weiß noch niemand was ich vor habe.

So muss ich auch meine liebste Kathi fast schon hinunter schubsen als ich die perfekte Kurve gefunden habe. Helm vom Kopf gerissen und Kamera aus der Tasche gezerrt, entriegelt und schussbereit. Ich höre Lothi wie er seine mit 100% gefüllte BMW die Berge hoch-jagt. Schuss, Treffer!

Ja, das war dann leider nichts. Dann halt eine kurze Raucher- und „Puller-“ Pause. Oben auf dem Pass angekommen wechseln wir das Land. Wir sind jetzt schon in Italien. Aber auch die Straßen ändern sich. Wo auf der österreichischen Seite die Straße breit ist und sich im Winter unzählige Skibusse hoch quälen, sind die Straßen auf der italienischen Seite schmal und verträumt. Schon recht enge Kehren zwingen uns das Tempo mächtig zu drosseln und der Pass kommt einem viel länger vor.

Wie geht es jetzt weiter fragen wir uns, denn Richtung Plöckenpas sieht es immer noch dunkel aus. Ein netter älterer Mann in seinem Mercedes Cabrio hilft uns gerne weiter. Nur kurze Zeit später finden wir uns so auf dem nächsten Pass wieder. Städte wie Pontebba und Tarvisio laden uns bei dem schwül-warmen Wetter nicht zum Stadt-bummel ein. So schwingen wir uns den nächsten Pass hinauf, den Paso di Predil. Aber was ist das? Ein wunderschöner, klarer See am Wegesrand lädt uns zum Stopp ein. Das Wasser ist so sauber das man bis tief auf den Grund und viele Fische sehen kann.

Nun kommt die nächste Grenze und das nächste Land. Hinter Andi, vor Moni geht völlig unerwartet der Schlagbaum runter! Wir bekommen alle einen Schreck, aber kommen noch rechtzeitig zum stehen. Der Passkontrolle können wir nicht entgehen. War wohl reine Schikane… Wir behalten unsere Helme auf, Kathi zeigt unsere Ausweise vor und wir können ungehindert weiterfahren. Auch diesen Pass bin ich schon zigmal gefahren. Die Details vergisst man aber doch, so dass es immer wieder aufs neue spannend ist. Wieder lassen wir die Städte wie Bovec und Trenta aus und fahren weiter an der Soca.

Als der Triglav (2863m hoch) vor uns nicht mehr zu übersehen ist fällt mir die Badestelle an der Hängebrücke, wo wir im letzten Jahr mit den Pichler’s waren, wieder ein. Und da ist sie auch schon. Eine gute Gelegenheit eine Pause zu machen und schöne Fotos zu machen. Doch braut sich ein Gewitter zusammen und die ersten Tropfen fallen vom Himmel.

Da sich auch schon der Hunger wieder bemerkbar macht, suche ich das nächste Rasthaus. Was ist aber das richtige für alle. Nicht immer einfach so eine Führungsrolle… Der Regen wird immer stärker und Gott sei dank, das richtige Rasthaus liegt vor uns. Schnell rein! Auf einer großzügigen Terrasse können wir die frische Luft genießen ohne nass zu werden. Eine freundliche Kellnerin bringt uns schnell die Getränke und die Speisekarte während wir uns noch die nassen Klamotten vom Leib reißen. Doch Moni wird unruhig, sie sucht verzweifelt ihren Tankrucksack samt allen Papieren und Geld. Es gibt keinen Zweifel, er liegt noch an der Hängebrücke der Soca.

Andi ist am toben und ist fest der Meinung gar nicht erst zurückfahren zu müssen, da in diesem Land eh alle Verbrecher sind und der Rucksack längst über alle Berge sei. Doch können wir ihn überzeugen noch einmal zurück zu fahren und er macht sich mit Moni auf den Weg. Die Vorspeise wird gerade serviert, da treffen die beiden wieder ein. Moni ist sichtbar erleichtert und Andi noch leicht am brummen. Das legt sich als er seinen Teller bekommt. Wir bekommen noch mehr: eine Gruppe mit ca. 50 Italienern die ausschließlich BMW-Moped’s fahren fliegen nach und nach auf dem Hof ein.

Sehr unsympathisch und herablassend machen sie sich breit, ziehen eine Fresse, schlimmer als der Schnabelkotflügel der BMW GS und grüßen nicht. Ein, zwei trinken ein wasser, andere stehen nur rum und unterhalten sich, vielleicht über englische Motorräder die je bekanntlich mehr Charakter haben. ;o)) Wiener Schnitzel und Pommes, da kann man nicht viel falsch machen. Nur unter dem Bohnensalat habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Uns bleibt aber ein sauberes, modernes Restaurant / Hotel mit freundlicher Bedienung in Erinnerung. Nur BMW-Fahrer aus Italien werden das anders sehen. Der regen hat fast aufgehört und so können wir uns den Virsic-Pass hoch wagen. Aber kaum gedacht sind wir auch schon oben. Grandios immer wieder der Blick auf den Triglav. Ob wir jetzt die Passhöhe von 1612m erreicht haben? Annes Moped auf dem letzten Zylinder pfeift, kommt man sich vor wie im Tal, so hoch sind noch immer die Berge rings um uns. Doch das Wetter lädt nicht zum verweilen ein, immer wieder fallen Tropfen vom Himmel. Um so schwieriger ist die Abfahrt. Nicht nur das die „Katzenköpfe“ in den Kurven nass sind und dadurch spiegelglatt, werden diese auch noch gerade ausgebessert und sind nur schlecht gesichert. Das heißt, Augen auf! Zur Krönung sind die Löcher kaum, oder nur mit dicken Latten bedeckt. Es scheint als hatte sich die Wolke am Triglav festgehangen, denn in Kranjska Gora lässt der Regen wieder nach und gibt eine fast trockene Strasse zum Wurzenpass frei. Dieser ist von Kennern gefürchtet, denn auf der österreichischen Seite sind schon Autos gezwungen den ersten Gang einzulegen, so steil ist es zeitweise.

Lothar schwärmt schon den ganzen Tag wie gut seine BMW mit „100%“ läuft. So sehe ich mich gezwungen in Arnoldstein eine Shell-Tankstelle an zu steuern. Brav machen alle den Tank für die nächste Tour voll, da wird Moni fast noch von einem geschobenen, rumänischen Auto überfahren. Wohl kein Sprit mehr?

Die letzten Kilometer zum Presseger See sind schnell gefahren und so klingt der Abend ähnlich wie der Erste aus. Mit Kümmelbrot und lecker Gösser zum Nachtisch.